Es gibt rund um den Globus nur wenige Nationalteams, die über viele Jahrzehnte hinweg konstant an der Weltspitze spielten. Brasilien und Italien kommen dem Fan dabei natürlich in den Sinn. Bereits mit ein wenig Abstand zudem die Niederlande, Argentinien, Frankreich und Spanien. Deutschland hingegen nimmt nicht alleine wegen seiner bisherigen Erfolge einen Spitzenplatz in dieser Auflistung ein – sondern brachte zudem in jeder Dekade mehrere Spieler von Weltklasseformat heraus.
Der DFB – verbunden durch das Streben nach Erfolg
Obwohl Deutschland bereits ab dem Jahr 1898 mehrmals gegen Frankreich testete, fand das erste offizielle Länderspiel, das innerhalb des im Januar 1900 gegründeten Deutschen Fußballbundes ausgetragen wurde, gegen die Schweiz statt. Damals setzte es ein enttäuschendes 3:5. Und nur die wenigsten Optimisten dürften seinerzeit daran geglaubt haben, dass die Nationalmannschaft im Juni 2023 gegen die Ukraine ihre 1.000 Partie spielen und sich bis dahin den Ruf eines der weltbesten Länderteams aufgebaut haben würde. Der Weg dorthin war sicherlich weit, dank der guten Arbeit in den Vereinen ließ er sich aber bewältigen.
Insgesamt blickt man mittlerweile auf vier Titel bei Welt- (1954, 1974, 1990 und 2014) sowie drei bei Europameisterschaften (1972, 1980 und 1996). Über die Jahrzehnte mögen sich Trainer, Spieler und Taktiken abgewechselt haben – verbunden wurden alle Nationalmannschaften aber durch das stete Streben nach den höchsten Zielen. Nicht immer gelang das. Glanzvollen Siegen folgten schmerzhafte Blamagen. Dennoch behauptete sich der deutsche Fußball in der Weltspitze. Auch, weil er häufig in der Lage war, sich neu zu erfinden und sein Spielkonzept mit den passenden Kickern zu ergänzen. Doch wer waren eigentlich die Legenden, die derlei Erfolge errangen – und die damit in die Geschichte des Fußballs und des Landes eingegangen sind?
Die Top 11 besten deutschen Fußballer
Sepp Maier oder Manuel Neuer, Paul Breitner oder Wolfgang Overath, Miroslav Klose oder Uwe Seeler? Über die Zeit seines Bestehens hat der DFB derart viele berühmte Nationalspieler hervorgebracht, dass sich eine Elf der Besten kaum ohne Kontroversen aufbauen lassen wird. Dennoch soll hier einmal der Versuch unternommen werden, die herausragenden Akteure in einem 4:4:2 auflaufen zu lassen. Darüber hinaus wird jede Position mit einem Ersatzmann erweitert. Allerdings lässt es sich nicht vermeiden, dass in einem solchen Ranking wichtige Spieler fehlen, die Großes für den deutschen Sport geleistet haben.
Die Stammelf und die Ersatzspieler im Überblick
- Sepp Maier: Torhüter, 95 Partien, 0 Tore zwischen 1966 und 1979
- Philipp Lahm: Abwehrspieler, 113 Partien, 5 Tore zwischen 2004 und 2014
- Jürgen Kohler: Abwehrspieler, 105 Partien, 2 Tore zwischen 1986 und 1998
- Franz Beckenbauer: Abwehrspieler, 103 Partien, 14 Tore zwischen 1965 und 1977
- Andreas Brehme: Abwehrspieler, 86 Partien, 8 Tore zwischen 1984 und 1994
- Lothar Matthäus: Mittelfeldspieler, 150 Partien, 23 Tore zwischen 1980 und 2000
- Günter Netzer: Mittelfeldspieler, 37 Partien, 6 Tore zwischen 1965 und 1975
- Fritz Walter: Mittelfeldspieler, 61 Partien, 33 Tore zwischen 1940 und 1958
- Wolfgang Overath: Mittelfeldspieler, 81 Partien, 17 Tore zwischen 1963 und 1974
- Gerd Müller: Stürmer, 62 Partien, 68 Tore zwischen 1966 und 1974
- Miroslav Klose: Stürmer, 137 Partien, 71 Tore zwischen 2001 und 2014
- Manuel Neuer: Torhüter, 124 Partien, 0 Tore zwischen 2009 und 2024
- Berti Vogts: Abwehrspieler, 96 Partien, 1 Tor zwischen 1967 und 1978
- Helmut Rahn: Mittelfeldspieler, 40 Partien, 21 Tore zwischen 1951 und 1960
- Uwe Seeler: Stürmer, 72 Partien, 43 Tore zwischen 1954 und 1970
Sepp Maier
Zugegeben, an dieser Stelle wäre die Nennung Manuel Neuers nicht minder verdient gewesen. Maier hingegen galt nicht alleine als einer der besten Torhüter seiner Zeit. Für den Gewinn einer Welt- sowie einer Europameisterschaft war er der wichtige Rückhalt des Teams. Das bayerische Original, aufgrund seiner filigranen und weichen Bewegungen oft als „Katze von Anzing“ bezeichnet, hatte sich mit seinen Scherzen und spektakulären Einlagen schnell in die Herzen der Zuschauer gespielt.
Der über mehr als anderthalb Jahrzehnte beim FC Bayern gesetzte Stammkeeper raubte mit seinen Paraden zudem manchem Ballvirtuosen den letzten Nerv. Zwar scheute auch er keine Konfrontationen – von späteren Keepern wie Uli Stein oder Toni Schumacher unterschied sich Maier aber durch seine vorausschauende Art, mit der er viele Zweikämpfe vermeiden konnte.
Philipp Lahm
Als die deutsche Nationalelf kurz nach der Jahrtausendwende am Boden lag, da waren es junge und seinerzeit wenig bekannte Fußballer wie Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski oder Philipp Lahm, die mit ihrem Talent wieder für Hoffnungen sorgten. Lahm, der das Team im Jahre 2014 als Kapitän zum Gewinn der Weltmeisterschaft führte, verkörperte auf der Position des Außenverteidigers die moderne Weltklasse. Immer wieder war er dank seiner schnellen und wendigen Bewegungen in das Offensivspiel involviert, legte Chancen auf und traf selbst – sehenswert etwa beim Eröffnungsspiel der WM 2006, als er mit einem Schlenzer vom Strafraumeck ins Tor von Costa Rica traf. Der nur 170 Zentimeter kleine Ballkünstler konnte auf beiden Seiten sowie im defensiven Mittelfeld agieren – gleichbleibend stark waren dabei seine Leistungen für den DFB und den FC Bayern.
Jürgen Kohler
Es gibt nur wenige Verteidiger, die die Marke von 100 Länderspielen geknackt haben. Kohler, mit seiner kompromisslosen Art einer der verlässlichsten Akteure beim Gewinn der Weltmeisterschaft 1990, zählt zu ihnen. Zumal er mit seinen Vereinen Bayern München, Juventus Turin und Borussia Dortmund so ziemlich alles gewann, was der nationale und der internationale Vereinsfußball für den Trophäenschrank bereithalten. Über viele Jahre hinweg verrichtete Kohler die ihm zugewiesenen Aufgaben. Und das häufig auf wenig spektakuläre, dafür aber effiziente Weise. Gegnerische Kreativspieler, darunter Diego Maradona, fürchteten direkte Duelle mit ihm – wohl wissend, dass dabei wenig zu erreichen war. Übrigens gehörte Kohler auch zu jenem Team, das die Europameisterschaft 1996 für sich entschied – da er sich im ersten Spiel aber verletzt hatte, kam er auf keine weiteren Einsätze.
Franz Beckenbauer
Wer sich bereits zur aktiven Zeit den Beinamen einer Lichtgestalt erworben hat, überragt zweifelsohne alle anderen Spieler. Beckenbauer, der während seiner Laufbahn vermutlich einzig hinter Pelé einzureihen ist und sonst niemandem den Vorzug lassen musste, war ein für damalige Verhältnisse äußerst spielfreudiger Mann in der Abwehrreihe. Sein Wirken auf dem Platz lässt sich am ehesten mit dem Dirigenten eines Orchesters vergleichen. Aufgrund seiner klugen, eloquenten und diplomatischen Art hatte er in seinen Teams – ob in München, Hamburg oder New York – zudem stets einen besonderen Stellenwert. Er war der sportliche Anführer und die gute Seele des Kaders gleichermaßen. Jemand, an dem sich die Kollegen orientieren konnten. Franz Beckenbauer übernahm später die DFB Elf als Teamchef und führte sie zur erfolgreichen Weltmeisterschaft 1990.
Andreas Brehme
In einer solchen Auflistung der Legenden lässt sich nicht nur vortrefflich über die Namen streiten. Auch über die Frage, wer auf welcher Position zum Einsatz kommt, darf diskutiert werden. Andreas Brehme ist ein gutes Beispiel dafür: Der gebürtige Hamburger konnte auf der linken Außenbahn eigentlich alles verkörpern. Ob defensiv oder offensiv – das war fast nebensächlich. Brehme verfügte zudem über Technik und Schussstärke, die in beiden Beinen nahezu gleichmäßig ausgeprägt waren.
Und er besaß die wundervolle Gabe, sich in schwierigen Momenten konzentrieren zu können. Wie sein Elfmeter bewies, den er im Jahre 1990 zum Titelgewinn im Endspiel der Weltmeisterschaft verwandelte. Ein Turnier, das seinen internationalen Durchbruch bedeutete. Oft waren es Brehmes kreative Einfälle und seine ebenso scharfen wie präzisen Flanken, die den Unterschied im Spiel ausmachten.
Lothar Matthäus
Allerdings war es nicht Brehme, der die WM 1990 dominierte. Es war auch nicht Diego Maradona. Sondern mit Lothar Matthäus ein Fußballer, der bereits seit 1980 der DFB-Auswahl angehörte, der aber viele Jahre lang belächelt wurde. Dem Turnier drückte „der Leitwolf“ seinen Stempel auf und war maßgeblich am Erreichen des Titels beteiligt – anders als bei der Europameisterschaft 1980, bei der er lediglich ein junges Talent im Kader darstellte. Kein anderer Kicker hat mehr Länderspiele für die Nationalelf bestritten: 150 Partien, darunter fünf Weltmeisterschaften, bilden hierzulande den Rekord. Im Gegensatz zu Beckenbauer, mit dem er oft verglichen wurde, schaffte es Matthäus nach der aktiven Laufbahn allerdings nicht, sich auch als Trainer einen wohlklingenden Namen zu erarbeiten. Als Experte im Sportfernsehen sind seine Analysen dennoch beliebt – und meist so zielgenau wie früher viele seiner Schüsse und Pässe.
Günter Netzer
Trotz einer zehn Jahre umfassenden Karriere in der Nationalmannschaft brachte es Netzer dabei nur auf 37 Einsätze – Verletzungen, Niederlagen und der Konkurrenzkampf mit seinem Kölner Pendant Wolfgang Overath führten dazu, dass sich Netzer im Dress des DFB nur selten so frei entfalten konnte, wie ihm das bei Mönchengladbach und später bei Real Madrid gelang. War er an der erfolgreichen Europameisterschaft 1972 noch durchaus entscheidend beteiligt, so absolvierte er beim Gewinn der Weltmeisterschaft zwei Jahre später lediglich eine Partie. Dennoch darf auch er in dieser Auflistung nicht fehlen, verdeutlichte Netzer doch immer wieder, dass er am Ball vieles konnte, wovon andere Kicker nicht zu träumen wagen. Nach zwei Titeln und einem zerrütteten Verhältnis zu Bundestrainer Helmut Schön beendete er seine Zeit beim Nationalteam.
Fritz Walter
Unter allen hier genannten Legenden dürfte Fritz Walter die Ausnahme sein: Er ist wohl der einzige Fußballspieler, nach dem eine Wetterlage benannt wurde – das Fritz-Walter-Wetter definiert kühle Temperaturen und Regen. Äußere Bedingungen also, die Walter wie kaum ein anderer seiner Kollegen für sich nutzen konnte. Beim WM-Endspiel 1954 führte er damit die deutsche Elf zum ersten Titelgewinn in ihrer Historie und verhalf Deutschland damit zu einem positiven Image in der Welt. Fritz Walter überzeugte neben Einsatz und Leistungen vor allem mit seiner ruhigen und souveränen Art. Das Rampenlicht überließ er anderen, seinem Verein – dem 1. FC Kaiserslautern – hielt er viele Jahre die Treue. Und wer weiß, wo der deutsche Fußball heute stünde, hätte es Fritz Walter im Finale von 1954 nicht verstanden, sein Team selbst nach einem Rückstand von 0:2 noch zum Sieg zu tragen.
Wolfgang Overath
Vermutlich hätten hier mit Paul Breitner, Helmut Rahn oder Bastian Schweinsteiger auch andere Namen stehen können. Dennoch dominierte die Nationalmannschaft in den frühen 70er Jahren so stark den Sport, wie ihr das später trotz aller Titel nicht mehr gelungen ist. Overath hat daran einen wesentlichen Anteil, gehörte er bei der Europameisterschaft 1972 und der Weltmeisterschaft 1974 doch zu den Säulen des Teams. Und dem Kölner Idol dürfte etwas gelungen sein, was damals eigentlich nicht zu schaffen war: Er lieferte Günter Netzer einen gnadenlosen Konkurrenzkampf, den der Mönchengladbacher Starspieler zumindest im DFB-Trikot verlor.
Insgesamt haben jedoch beide ihren Platz unter den besten Fußballspielern verdient, die jemals in der Nationalmannschaft aufgelaufen sind. Leider waren sich beide in ihrer Spielweise zu ähnlich – anderenfalls hätte daraus wohl das beste Duo des damaligen Weltfußballs entstehen können.
Gerd Müller
Unter den Besten des DFB hat nur ein Akteur das Kunststück geschafft, mehr Tore als Einsätze vorweisen zu können. Dass es sich dabei um den „Bomber der Nation“ handelt, der in den 70er Jahren seine Stärke als Angreifer beim FC Bayern regelmäßig unter Beweis stellte, dürfte nicht überraschen. Vielleicht war Müller der kompletteste Stürmer, den es im deutschen Fußball je gab. Der Europameister von 1972 und Weltmeister von 1974 war dabei oftmals für die krummen Treffer verantwortlich. Ob aus der Drehung, im Fallen oder beim Kopfball einer verunglückten Flanke: Gerd Müller hatte so etwas wie den siebten Sinn – er wusste, wohin der Ball kommen und wie die Gegenspieler laufen würden. Kleinste Lücken genügten ihm, um das Leder unhaltbar über die Linie zu bringen.
Miroslav Klose
Und dann gibt es sie zum Abschluss doch noch, diese eine Entscheidung, die ein wenig Bauchschmerzen verursacht. Denn eigentlich sollte die Wahl des zweiten Angreifers doch auf Uwe Seeler fallen. Aber Miroslav Klose war 13 Jahre in der Nationalelf aktiv, er bestritt nach Lothar Matthäus die zweitmeisten Partien im Dress des DFB – und er erzielte bei Länderspielen mit 71 Treffern so viele Tore wie kein anderer Nominierter sonst: Die Vize-Weltmeisterschaft 2002 und der Titel bei der WM 2014 gehen maßgeblich auf das Konto vom „Miro“, der immer genau dort stand, wo der Ball landete. Ob mit dem Kopf oder dem Fuß: Stets war Klose anzumerken, dass er mit Instinkt und Cleverness spielte. Zeitweise hielt er sogar den Rekord der meisten Tore eines Akteurs bei allen WM-Endrunden inne. Darum steht er hier vor Uwe Seeler.
Auch weiterhin dem Erfolg verpflichtet
Als Spieler wie Klose, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Toni Kroos oder Per Mertesacker nach der WM 2014 entweder direkt oder allmählich ihre Karriere in der Nationalelf beendeten, da klaffte auf vielen Positionen ein Loch. Auch Bundestrainer Jogi Löw konnte daran wenig ändern. Nach einigen personellen Veränderungen hat mit Julian Nagelsmann nun ein junger, moderner und kreativer Coach das Zepter in der Hand – und die Europameisterschaft 2024 zeigte, dass unter seiner Regie wieder mit dem Team gerechnet werden darf.
Ballkünstler wie Florian Wirtz, Jamal Musiala oder Kai Havertz haben bereits angedeutet, dass sie für höhere Ambitionen taugen. Zumal sich in der Entwicklung der Talente in den letzten Jahren vieles zum Positiven gewandelt hat. Bei den besten Wettanbietern ist die deutsche Nationalmannschaft bereits wieder unter den Top-Favoriten bei der WM 2026 zu finden. Die Jagd nach Titeln geht beim DFB also weiter – mit Spielern, die alsbald zu den Legenden gehören können.