Wer glaubt, dass in Zeiten einer weltweiten Pandemie, die unzählige Menschen in den finanziellen Ruin und in die bittere Arbeitslosigkeit getrieben hat, auch die Bundesliga Finanzen bzw. der Profifußball am Rande des finanziellen Abgrunds steht, hat sich scheinbar getäuscht. Denn trotz hoher Schulden der Vereine, die durch die Corona-Pandemie effektiv noch höher ausfielen, werden auch innerhalb der deutschen Bundesliga Spielertransfers in Millionenhöhe getätigt– und das auch von angeblich finanziell schwachen Vereinen.
Jeder kennt die Bandenwerbung der Fussball Vereine, wo für neue Autos geworben wird, eine bestimmte Biermarke, einen Internet Anbieter oder einen Fernsehproduzenten. Dazu die Tatsache der Millionen Transfers, da sollte doch davon ausgegangen werden können, das es den Vereinen wirtschaftlich gut geht. Gerade diese Tatsache macht es für den neutralen Fußballfan umso schwieriger, Gerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft zu erkennen. Folglich besteht die dringende Notwendigkeit, die Bundesliga hinsichtlich ihrer finanziellen Transparenz nach außen hin zu prüfen.
Der deutsche Fußball als Vorreiter im Bereich Finanzen?
Begriffe wie „Financial FairPlay“ oder „salary cap“ scheinen schon viele fußballbegeisterte Menschen einmal gehört zu haben. Diese Ausdrücke implizieren nach außen immer wieder die ausdrücklichen Bemühungen der führenden Gremien im Fußball, dem Transfer-Wahnsinn und den horrenden Spielergehältern ein Ende zu setzen. Dabei wird auch seitens der DFL immer wieder deutlich kommuniziert, dass Solidarität bei den Bundesliga Finanzen vor allem im deutschen Fußball eine wichtige Rolle spielt. Mit diesen Aussagen platziert sich also die DFL im Bereich von Solidarität bei den Finanzen über die anderen europäischen Topligen.
Bei genauerer Betrachtung lässt sich jedoch mithilfe von Insiderwissen durchaus feststellen, dass einige der 36 Vereine der DFL nicht selten Ausgaben über ihrem Limit tätigen. Genau dieser Aspekt konkurriert letztlich mit den Aussagen vom Vorstandschef der DFL Christian Seifert bezüglich der Solidarität bei den Finanzen im deutschen Profifußball. Folglich fordern einige Geschäftsführer verschiedener Vereine, wie beispielsweise Michael Ströll vom FC Augsburg, dass der deutsche Fußball gerade in jetzigen Ausnahmesituationen wieder mehr auf finanzielle Solidarität und Mäßigung blicken sollten.
Corona als tiefer Einschnitt in die Finanzen der Vereine
Genau eine solche internationale Pandemie macht auch vor dem professionellen Fußball keinerlei Halt und wirkt sich im Rahmen von Saisonunterbrechungen und den daraus resultierenden Einbußen bei Werbe-, TV- und Zuschauer-Einnahmen eben auch auf die Kassen der jeweiligen Vereine aus. Dieser negative Effekt offenbart nun also völlig neutral die finanziellen Standpunkte der Clubs und lässt im Umkehrschluss auch die These zu, dass einige Vereine bereits vor Corona über „ihren Verhältnissen“ Transfers tätigten und so bereits ein sehr geringes Kapital zur Verfügung hatten. Daher darf laut Michael Ströll eine Pandemie auch hier nicht als Rechtfertigung für enorme Schulden geltend gemacht werden. Daher drängt aktuell immer mehr die Forderung in den Vordergrund, dass Vereine wieder vermehrt eine für die Öffentlichkeit transparente Finanzpolitik an den Tag legen, die dem Motto „Solidarität bei Finanzen“ auch in ihrer wirklichen Umsetzung gerecht werden kann.
Der Profifußball ist undurchsichtig!
Die DFL einschließlich vieler Vereine kommunizieren immer wieder, dass der deutsche Profifußball in Sachen Bundesliga Finanzen stets alle Tatbestände völlig transparent nach außen hin vermittelt. Doch bei genauerer Betrachtung durch einige Experten fällt auf, wie vage und intransparent der Fußball in dieser Hinsicht eigentlich ist. Denn im Vergleich zu anderen großen Unternehmen diverser Branchen erkennt man die Verschlossenheit des Fußballs schnell. Denn die einzelnen Vereine begrüßen es nicht, dass bei ihren finanziellen Angelegenheit die Öffentlichkeit alles erfährt. Daher ist auch der Anspruch der DFL, dass der deutsche Fußball in Sachen Solidarität bei Finanzen über den anderen europäischen Ligen stehe, nicht gerechtfertigt. Denn alle Ligen haben bestimmte Vorgaben, die von den Clubs eingehalten werden müssen, wenn auch in verschiedener Form.
Neue Vorgaben durch DFL
Um dieser verzwickten Situation entgegenzuwirken, hat die DFL 2018 festgelegt, dass die Vereine mit Fertigstellung der Lizenzierung ihre finanziellen Daten für das vorherige Geschäftsjahr darlegen müssen. Dies soll mehr Transparenz vermitteln, da nun etwas mehr Vergleichbarkeit zwischen den Vereinen möglich ist. Diese neue Festsetzung der DFL stellt also respektierlich doch einen gewissen Fortschritt gegenüber anderen Ligen dar.
Fazit: Transparenz kann nur für die Bundesliga Finanzen von Vorteil sein
Wer aber glaubt, dass mit diesen neuen Vorgaben auch völlige Vergleiche zwischen den Vereinen möglich sind, der irrt sich. Denn alle Vereine haben zum Teil verschiedene Geschäftsformen, sodass beispielsweise der BVB als Börsenunternehmen alle Finanzen offenlegen muss, während andere Vereine bei Transfers ihre Daten verschweigen können. Daher kann auch heute noch nicht von völliger Transparenz im Bereich der Bundesliga Finanzen gesprochen werden, da immer noch zu viele Diskrepanzen zwischen den Vereinen bestehen.
Transparenz bei den Finanzen kann aber laut Experten lediglich positive Effekte für die Vereine und den deutschen Fußball haben, da so einfach mehr Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit vermittelt wird. Dies hat zur Folge, dass Sponsoren oder auch Fans noch mehr Identifikation mit ihrem Verein aufbauen können. Positives Beispiel hierbei ist Schalke 04, wo die Fußballmanager trotz hoher Schulden und sportlicher Misere völlig ehrlich nach außen hin agierte und so Vertrauen aufbauen konnte – vorbildhaft für die ganze Liga.