Die Sportwetten-Branche hat sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Bestandteil des Fußballgeschäfts entwickelt. Nahezu jeder Bundesligaverein hat heutzutage einen Sportwetten-Anbieter als Sponsoring-Partner. Bei Hertha BSC Berlin kommt sogar der Hauptsponsor aus dieser Branche. Wir werfen einen genauen Blick auf das Thema Sportwetten und vor allem die Frage, welchen Einfluss diese mittlerweile auf das Fußballgeschäft nehmen.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten Sportwetten noch einen etwas zweifelhaften Ruf in Deutschland. In anderen europäischen Ländern wie England oder Spanien hingegen sind Sportwetten schon seit jeher anerkannt und gelten als eine Art Volkssport. Auch in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan in Sachen Sportwetten, was primär daran liegt, dass diese durch den Fußball und allen voran durch die Bundesliga bei vielen Fans sehr populär geworden sind.
Der deutsche Sonderweg in Sachen Sportwetten
Hauptverantwortlich für das in der Vergangenheit dubiose Image von Sportwetten ist die teilweise recht undurchsichtige gesetzliche Lage: Offiziell herrscht in Deutschland ein staatliches Glücksspielmonopol, d.h. nur staatliche Betreiber sind demnach berechtigt, Sportwetten anzubieten. Doch 2012 hat sich die Landesregierung von Schleswig-Holstein dazu entschieden, sich nicht mehr länger an den sogenannten Glücksspielvertrag zu halten und hat ein Konzept für die legale Lizenzierung von Online-Anbietern auf die Beine gestellt. Hauptbeweggrund für diese Entscheidung war, mehr Anbietern den Zugang zum deutschen Markt zu ermöglichen, sowie der immer größer werdenden Nachfrage der Spieler gerecht zu werden. Seit 2012 hat Schleswig-Holstein 20 Anbietern eine Lizenz für Online Sportwetten erteilt – damit ist das Bundesland maßgeblich daran beteiligt, dass Sportwetten mittlerweile einen deutlich besseren Ruf genießen.
Bereits 2010 hat der der Europäische Gerichtshof das Urteil erlassen, dass das deutsche Staatsmonopol dem EU-Recht widerspreche und die Bundesregierung dieses Monopol aufhebe müsse. Seitdem wurden zahlreiche Änderungen am Glücksspielvertrag vorgenommen, welche jedoch nach wie vor nicht so weit reichen, wie es der EuGH gerne sehen würde.
Wie bliebt Sportwetten mittlerweile in Deutschland geworden sind, belegen allein die Wachstumszahlen der Branche. Innerhalb von nur wenigen Jahren haben sich die Wetteinsätze fast verdoppelt: Von 3,46 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 6,13 Mrd. Euro im Jahr 2016.
Sportwetten im Fußball
Durch die legale Lizensierung in Schleswig-Holstein haben immer mehr ausländische Unternehmen den deutschen Markt für sich entdeckt und vor allem Sportwetten im Fußball rückten in den Fokus der Anbieter. Auch in der Fußball Bundesliga hat man dies bemerkt, vor allen in Sachen Sponsoring. Immer mehr Vereine haben lukrative Verträge mit Wettanbietern abgeschlossen und dadurch eine neue Einnahmequelle für sich entdeckt. Auch der FC Bayern hat längst einen Sponsoring-Partner aus der Sportwetten-Branche.
Die zusätzlichen Einnahmen können vor allem die kleineren Vereine gut gebrauchen: damit werden nicht nur neue Trainingsplätze finanziert und die laufenden Kosten gedeckt, auch in puncto Neuverpflichtungen können diese eine entscheidende Rolle spielen – je nachdem, wie lukrativ der Sponsoring-Vertrag ist. Bestes Beispiel hierfür ist Hertha BSC Berlin: der Hauptstadt-Klub hat seit Sommer 2015 einen Wettanbieter als neuen Hauptsponsor und kassiert Medienberichten zufolge 6 Millionen Euro jährlich, damit das Logo des Anbieters auf der Brust des Hertha-Trikots zu sehen ist. Mit einer Laufzeit von drei Jahren kassieren die Berliner damit satte 18 Millionen Euro.