Nur einen Tag vor dem Auftaktspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland findet die Vergabe der WM 2026 durch die Wahl der Nationalverbände der FIFA statt. Die ehemals favorisierten USA im Dreigestirn mit Mexiko und Kanada rutschen durch die Politik und die Aussagen des US-Präsidenten Trumps immer weiter ab. Eine alternative Vergabe an Marokko scheint längst nicht mehr im Bereich des Undenkbaren. Hinter dem Prozess steckt ein weltpolitisches Referendum.
Die Vergabe der WM 2026 durch die FIFA-Nationalverbände könnte ein überraschendes Ergebnis hervorbringen. Bildquelle: Ugis Riba – 283489238 / Shutterstock.com
Abstimmung über WM-Vergabe nur einen Tag vor Auftaktspiel
Das mediale Interesse an der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland in diesem Sommer sowie die Spannung bei den teilnehmenden Mannschaften steigt mit jedem Tag. Auch bei den Fans rund um den Globus steigt die Vorfreude. Schon jetzt werden Portale wie fussball-wm2018.com rege benutzt, um sich über Prognosen und Wettquoten der Teams zu erkundigen.
Doch bevor der Startschuss für das sportliche Großereignis fällt, steht einen Tag vor dem Eröffnungsspiel am 14.06.2018 zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien die FIFA-Vergabe der Weltmeisterschaft im Jahre 2026 an. Die 211 Nationalverbände, die Mitglied in der FIFA sind, sind dazu aufgerufen, über die Vergabe abzustimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wahltag am 13. Juni zu einer großen Überraschung mutiert, steigt aktuell von Tag zu Tag. Grund dafür ist die aktuelle Weltpolitik. Nutznießer wiederum könnte Marokko sein.
Vergabe gleicht weltpolitischem Referendum
Hinter der Vergabe tobt nämlich ein gewaltiger Machtkampf. Aber der Reihe nach:
Ø Die Teilnehmerzahl bei der Weltmeisterschaft 2026 wird auf 48 Länder erhöht.
Ø Der umstrittene FIFA-Boss Gianni Infantino sicherte sich so vor seiner Wahl die Stimmen der kleinen Länder. Ø Des Weiteren sollte die erhöhte Spielzahl von 64 auf 80 Spiele die TV-Einnahmen erhöhen. Ø Der frühere Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke hatte allerdings bereits einige TV-Rechte an vertraute Sender vermarktet. Die Strafbehörden in der Schweiz und Frankreich haben bereits Ermittlungen aufgenommen. Ø Die Vergabe 2026 an das nordamerikanische Bewerberkonsortium USA/Kanada/Mexiko schien intern bereits beschlossene Sache, da der Präsident des US-Verbandes USSF, Sunil Gulati, dem FIFA-Boss bei seiner Wahl 2016 unterstützt hatte. Ø Lange gab es keine Mitbewerber für die Ausrichtung der WM 2026, bis Marokko seine bereits fünfte WM-Bewerbung veröffentlichte. |
Zunächst schien die Bewerbung eher rein förmlich zu sein, echte Chancen wurden den Nordafrikanern nicht eingeräumt. Doch speziell der Gegenkandidat, die USA in Form von Donald Trump, treiben die Chancen Marokkos in die Höhe.
Trumps Äußerungen sind ein klarer Nachteil
Mit seinen Äußerungen zu den Ländern der Dritten Welt („shithole states“) verärgerte er nicht nur die 54 Staaten Afrikas, sondern zog auch den Zorn vieler weiterer Staaten in Lateinamerika, Asien und Osteuropa auf sich, ein denkbar schlechter Schachzug. Selbst Mexiko, Partner bei der WM-Bewerbung, reagierte erzürnt.
Daraufhin scheint sich eine weltweite Allianz gegenüber den USA zu bilden, wie kürzlich auch Ahmad Ahmad, der Präsident des Afrika-Verbands Caf, in einem Statement deutlich machte: „Afrika unterstützt voller Stolz die Bewerbung Marokkos.“ Zudem rief er auch Europa und Asien dazu auf, Marokko zu unterstützen. FIFA-Boss Gianni Infantino gerät dadurch ebenfalls weiter unter Druck, da er zu Neutralität verpflichtet ist.
Der US-Präsident Donald Trump sorgt währenddessen weiterhin für globales Kopfschütteln, unter anderem mit seiner Erhebung von Strafzöllen auf Aluminium und Stahl. Mit verzweifelten Statements versucht das Bewerber-Dreigestirn noch die Situation zu retten: „Wir wollen zeigen, dass uns Fußball in schwierigen Zeiten an gemeinsame Werte und Ideale – Menschlichkeit, Freundschaft, Respekt – erinnert, die uns als Mitmenschen vereinen!“
Dennoch herrschen auch innerhalb der Bewerbergruppe Differenzen. So ist von den Kanadiern und den Mexikaner zu vernehmen, dass die Aufteilung, 60 der 80 Spiele sollen in den USA stattfinden, mit nur zehn Spielen pro Land nicht im gemeinsamen Interesse steht. Auch die Landesverwaltungen der Bundesstaaten der USA lassen immer mal wieder aufgrund der entstehenden Kosten leise Kritik an der Bewerbung verlauten.
Die Chancen von Marokko steigen daher beinahe täglich durch die politischen Handlungen Donald Trumps. Zudem kann der nordafrikanische Staat mit kurzen Anreisezeiten und der europäischen Zeitzone punkten, da hier der größte Absatzmarkt für die FIFA liegt. Zudem verfügt Marokko in der jetzigen Bewerbungszeit mit Sepp Blatter immer noch über einen mächtigen ehemaligen Fußballfunktionär. Auch Wladimir Putin, neuer und alter Präsident von Russland, wo die Wahl der WM-Vergabe stattfindet, gönnt seinem Erzfeind, den USA, die Zusage sicherlich nicht. Die Chancen für Marokko scheinen daher überraschend gut zu stehen.