Obwohl die langersehnte WM in Katar in den Startlöchern steht, will irgendwie keine rechte Stimmung und Vorfreude aufkommen. Das liegt vorwiegend an den vielen Menschenrechtsverstößen, die im Gastgeberland den Alltag bestimmen. In Deutschland verzichten genau aus diesem Grund eine Vielzahl Kneipen-Besitzer und andere Veranstalter auf das, von vielen so heiß geliebte, Public Viewing. Doch wird das auch tatsächlich so bleiben?
Vor vier Jahren war es normal, Menschenansammlungen mit Perücke auf dem Kopf, dem DFB-Adler auf der Brust und schwarz-rot-gold geschminkte Gesichter anzutreffen. Vor kleinen Kneipen-Fernsehern oder großen Leinwänden fieberten tausende Menschen mit der DFB-Elf mit. Doch im Jahr 2022 soll alles anders laufen.
Wolfsburg zieht sich vom Public Viewing zurück
In Wolfsburg waren die Verantwortlichen hin- und hergerissen, was sie nun beim ersten Gruppenspiel der deutschen Nationalelf machen sollen. Geplant war ein Fest für Fans mit Glühwein und allem, was dazu gehört. Dann kamen die Menschenrechtsvorwürfe gegen das Austragungsland Katar ins Spiel und Wolfsburg machte einen Rückzieher im Hinblick auf Fans und Feier.
Andere Städte in Norddeutschland, vorneweg Hannover, Rostock, Hamburg und Kiel entschieden sich schon sehr früh dafür, kein Public Viewing stattfinden zu lassen. Selbst die Hauptstadt Berlin plant keinerlei Fanfeste mit Public Viewing Angeboten.
Die Debatte in der Gesellschaft
In Kiel wurde bereits Anfang des Jahres 2022 entschieden, kein Public Viewing auszurichten. Der Beschluss vom Februar macht klar, dass die Kieler Gemeinde überzeugt ist, die Fußball-WM hätte nie nach Katar vergeben werden dürfen. Hier ist eine Debatte der gesamten Gesellschaft vonnöten, um zu klären, dass demokratische Regeln, Menschenrechte und auch die Prinzipien der Nachhaltigkeit an oberster Stelle stehen müssen.
Ein Statement muss gesetzt werden
Es geht vielen Veranstaltern auch darum ein Statement zu setzen, dass die Verstöße der Menschenrechte in Katar keinesfalls unterstützt oder akzeptiert werden dürfen. Ein Gegner der WM in Katar gab dem NDR gegenüber zu verstehen, dass an den eigenen Händen Blut haftet, sollte man diese WM anschauen. Mehr als 100 Gaststätten und Kneipen in Deutschland haben sich dem „#BoycottQatar2022“ angeschlossen, einfach, weil sie ein Statement setzen wollen. Für diese Anhänger gilt während der WM eine Fußballpause.
Nun wird klar, welches Land die WM ausrichtet
Seit mehr als 15 Jahren beobachtet der Journalist Ronny Blaschke Sportgroßveranstaltungen. Er ist überzeugt, selbst wenn es Public Viewing und Fanfeste geben würden, wären diese nicht sonderlich gut besucht. Er hat den Eindruck, dass erst jetzt einigen Menschen klar wird, welches Lang die WM eigentlich ausrichtet. Seiner Meinung nach wurde bereits vor 12 Jahren der entscheidende Fehler gemacht, als man die WM überhaupt an Katar vergab. Ein Boykott allerdings hätte damals schon stattfinden sollen, damit dieser Früchte trägt. Nun ist es schon viel zu spät dafür.
Reist die deutsche National-Elf die Meinung noch einmal um?
Gesagt werden muss eines: Die deutschen Veranstalter zeigen, mit ihrem Verzicht auf das Public Viewing oder Fanfeste, Haltung. Jedoch sollte abgewartet werden, wie treu sich Kneipen-Besitzer und Städte bleiben, sollten die deutsche National-Elf womöglich das Halbfinale oder gar Finale erreichen und ein weihnachtliches WM-Fieber entfachen.