Heute gibt es so viele Managerspiele wie nie zuvor. Die Lust am eigenen Leiten und Gestalten ist groß. Doch was bedeutet das, welchen Einfluss hat ein Trainer und Manager wirklich und was kann jeder Einzelne von einem Profi-Fußballtrainer lernen?
Trainerwechsel – Bringt das was?
Gerade erst wurde der Trainer der Dortmunder, Peter Bosz, entlassen und durch Peter Stöger ersetzt. Prompt feierte die Borussia im Dezember 2017 ihren ersten Bundesligasieg seit September und die komplette Mannschaft wirkte gegen Mainz 05 wie ausgetauscht. Auch das vorherige prominente Beispiel, der Austausch von Carlo Ancelotti durch Jupp Heynkes bei den Münchner Bayern, zeigt auf ähnliche Weise, wie der Trainerwechsel die komplette Mannschaft umkrempeln kann.
Meist liegen die Gründe für den Rauswurf im Vertrauensverlust der Mannschaft und der Verantwortlichen in den Trainer. Ist es einmal so weit gekommen, werden Methoden angezweifelt, alle negativen Ereignisse werden dem Trainer zugeschrieben und ein Wechsel wird unvermeidbar. Doch woran liegt es, dass nach einem Wechsel so häufig eine komplette 180° Kehrtwende des Vereins erfolgt, schließlich bleiben alle Verantwortlichen und der komplette Kader unverändert, denn es wird nur ein Kopf ausgetauscht.
Aufgaben des Bundesligatrainers heute
Das Fußball für einen Bundesligatrainer schon lange nicht mehr nur ein Spiel ist, dürfte jedem klar sein. Die Bundesliga ist ein Geschäft, in dem jährlich mehr als 2 Milliarden Euro umgesetzt werden und insbesondere die Trainer sind für Spiel- und Trainingsstrategie, Aufstellung und Spielstil der Mannschaft verantwortlich. Zusätzlich benötigt ein Trainer in den oberen drei Ligen aber auch psychologische Fähigkeiten und muss in der Lage sein, auf jeden einzelnen Spieler einzugehen. Ein autoritärer Trainerstil ist heute immer seltener. Vielmehr ist der Trainer Mentor und Coach des Spielers und muss der geschickten Gesprächsführung mächtig sein und ebenso von der Mannschaft als Trainer akzeptiert werden.
Neben aller Fachkenntnis aus den Bereichen Fitness, Psychologie, Menschenkenntnis, Taktik und Athletik sind aber weiche Faktoren wie Bauchgefühl, Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen sowie digitale Kompetenzen heute nahezu ebenso wichtig. Dies deckt sich mit den Anforderungen an moderne Manager von Unternehmen oder Selbstständige, die eigenverantwortlich mit Kunden, Liferanten oder Dienstleistern zu tun haben. Aus diesem Grund ist die Trainertätigkeit auch keine völlig weltfremde Aufgabe, die mit nichts anderem vergleichbar ist. Im Gegenteil: Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein erfolgreicher Bundesliga-Trainer auch in der freien Wirtschaft ebenso erfolgreich sein kann und ein erfolgreicher Trainer daher sehr gut als Vorbild dienen kann. Auch im Jugendbereich können nur Trainer, die sich dieser Vorbildfunktion bewusst sind, erfolgreich und gut arbeiten, was auch der DFB bestätigt.
Einfluss eines Trainerwechsels
Ein Profi-Fußballverein ist ein Unternehmen. Siege und eine möglichst hohe Platzierung sind vergleichbar mit dem Absatz und Erfolg eines herkömmlichen Wirtschaftsunternehmens und die Spieler, Fans sowie das komplette Personal sind das Kapital. Auch wenn einige Vereine börsennotiert sind, trifft dies auf die meisten Bundesligaclubs nicht zu. Dennoch kann man in gewisser Hinsicht die Siegquote bei Buchmachern mit dem Anstieg und Fall von Aktien vergleichen. So ist es bemerkenswert, dass die Quote für den Heimsieg der Dortmunder gegen Hoffenheim am 16.12.2017 – kurz nach dem ersten Sieg unter dem neuen Trainer – deutlich niedriger ist, als noch beim vorherigen Spiel gegen die Mainzer, als noch unklar war, wie sich der neue Trainer auf die Mannschaft auswirken wird (rund 1,6 zu 1,5) und das, obwohl mit Hoffenheim ein Spiel gegen einen Champions League Anwärter ansteht, wohingegen die Mainzer eher mitten im Abstiegskampf stecken.
Trainer als Vorbild für Manager
Aus der Quotenentwicklung wird die enorme Bedeutung des Trainers auf die Mannschaft, das Selbstvertrauen und die Außenwirkung des Vereins deutlich. Ebenso wie ein Wirtschaftsmanager steht auch der Trainer jeden Tag unter enormem Druck und es müssen mehrere Rollen gleichzeitig übernommen werden, sagt Coaching-Expertin Karin Helle im Interview mit dem Business Punk.
Jede Führungskraft, so Helle, muss Orientierung geben und als Vorbild vorangehen, um erfolgreich zu sein. Gleichzeitig muss man stets über den aktuellen Leistungsstand, Statistiken und Zahlen informiert sein und diese zu nutzen wissen. So wird man ebenso wenig von heute auf morgen ein guter Fußballtrainer, wie man von heute auf morgen ein guter und erfolgreicher Manager wird. Viele Fußballer streben nach Beenden ihrer Karriere eine Laufbahn als Trainer oder in der Wirtschaft an und das nicht ohne Grund. Denn während der Profizeit haben sie viele Erfahrungen im Bereich von Führungsstilen gesammelt, die bei der zukünftigen Tätigkeit Gold wert sein können.
Konkrete Kompetenzen für Trainer und Manager
Laut Focus sind es vor allem die vier „I“s der Führung eines Trainers, die ein Manager zur Erfolgssteigerung adaptieren kann. Hier ist zunächst der idealisierte Einfluss aufgrund von Ausstrahlung und vor allem der Identifikation der Spieler mit dem Trainer zu nennen. Denn nur wenn die Spieler hinter dem Trainer stehen und seinen Weg mit gehen, kann Erfolg kommen. Dies gilt für den Manager und seine Mitarbeiter ebenso.
Als zweiten Punkt nennt der Focus die Inspiration. Hierzu gehört die Tatsache, dass jede Führungskraft eine Vision vorleben sollte und optimistisch hinsichtlich dieser auftritt. Jede Entscheidung sollte jedem Mitarbeiter bzw. Spieler jederzeit begründet werden können.
Auch die intellektuelle Stimulation ist wichtig, denn das Potenzial der „Mitarbeiter“ muss aktiv genutzt werden. Es müssen neue Lösungswege erschlossen und Spieler dazu ermutigt werden, selbst aktiv mitzudenken und das Team, ebenso wie das Unternehmen, aktiv mit zu gestalten.
Die letzte aber nicht minder wichtige Kernkompetenz ist die Individualität. Eine gute Führungskraft weiß auf jeden Mitarbeiter individuell einzugehen und weiß, auf welchem Weg der Mitarbeiter am besten erreichbar und empfänglich für Lob und Kritik ist. So sagte Jürgen Klopp, der sich selbst als freundlicher Diktator bezeichnet einmal: „Je mehr man sich um den Einzelnen kümmert, desto mehr bekommt man zurück“.